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Siamese

Herkunft
Die Siamkatze zählt zu den ältesten bekannten Rassekatzen überhaupt. Erste Hinweise datieren bereits aus dem 14. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Wie der Name erahnen lässt, stammt die Rasse aus dem alten Siam, dem heutigen Thailand, wo sie ein wertvolles, geschätztes Tier der Oberschicht war.
Nach Europa gelangten diese Katzen relativ spät. 1871 kamen erste Exemplare der blauäugigen Schönheiten nach England und sorgten dort für großes Aufsehen. Ab etwa 1890 wurden die ersten Siamesen in unseren Breitengraden gezüchtet. Anfangs gedieh die Zucht sehr schlecht, weil man die Katzen falsch hielt und ernährte. Man fütterte sie anfangs mit in Milch eingeweichtem Brot und sperrte sie in eine Art gläsernes Gewächshaus wie exotische Pflanzen. Viele Tiere wurden krank und starben. Nur langsam setzte sich die Erkenntnis durch, dass auch Siamkatzen fleischhaltiges Futter und frische Luft brauchen.
Aus dieser Zeit stammt auch die sich hartnäckig haltende Geschichte von der “rundkäpfigen, alten Original-Siam”. Die ersten importierten Siamkatze reiner Rasse waren zu keiner Zeit rundköpfig und plump, sie waren von ihrem Ursprung her schon immer Schlankformkatzen. Durch falsche Haltung im englischen Klima waren die ersten Zuchtergebnisse enttäuschend. Deshalb hat man sehr schnell begonnen, Hauskatzen mit Siam zu kreuzen, um die Tiere stabiler und klimaangepasster zu machen. So erklärt sich, dass 1895, drei Jahre nach Erstellung des aller ersten englischen Siamstandards, bereits zwischen einem rundköpfigen und einem gestreckten, langköpfigen Typ ( marten face = Mardergesicht ) unterschieden wurde. Wo, wenn nicht von der importierten Schlankformkatze, konnte das Mardergesicht hergekommen sein? Von den britischen Hauskatzen jedenfalls nicht.
Die teilweise extrem typvollen Katzen unserer Zeit sind das Produkt einer gezielten Zuchtauswahl der schon damals festgelegten typischen Merkmale, allerdings bis ans äußerste Limit. Sicher nicht immer zum Nutzen der Katzen - in den USA beispielsweise brach die Zucht der Show-Siamesen 1990 zusammen. Die bis ins Äußerste übertriebene Feingliedrigkeit, die die Liebhaber als den Gipfel der Schönheit ansahen, war den Katzen zum Verhängnis geworden.
Der englische überarbeitete Rassestandard von 1902 hat mit dem heutigen Rassestandard überraschend viele Übereinstimmungen.
                   Akitha-4zeichnung siam1895
Die außergewöhnliche Maskenzeichnung der Siamesen beruht auf einer von vielen Mutationen (Veränderung des Erbguts) in dem Erbfaktor, der für die Farbstoffbildung im Haar verantwortlich ist. Dieser Farbstoff (Melanin) wird dann entweder in geringerer Menge oder biochemisch verändert im Haar abgelagert. Die Maskenzeichnung gehört zu den Albinogenen. Sie bewirken, dass weniger oder überhaupt kein Farbstoff im Haar gebildet wird. Auch die Zeichnung der Burmesen zählt zu dieser Gruppe von Mutation. Schwarzes Pigment zeigt sich dabei nicht schwarz, sondern sepiabraun. Es wird nur an den kühleren Körperregionen gebildet: im Gesicht, an der Ohrrückseite, am Schwanz und an den Pfoten und etwas entlang der Beine. Siamkatzen werden weiß geboren; erst wenn die Körperteile der kühleren Umgebungstemperatur ausgesetzt sind bildet sich das Pigment und wird in die neuen Haare eingelagert. Die blauen Augen sind ein Resultat des mit dem Albinofaktor einhergehenden Pigmentmangels. Wann und wo diese Mutation entstanden ist, ist wissenschaftlich nicht geklärt. Dieselbe temperaturabhängige Farbverteilung heißt bei Kaninchen “Himalayafaktor”. Man kann darüber spekulieren, ob Asien, die Heimat der Siamkatzen, auch der Ursprung dieser Mutation irgendwann während der Evolution war. Die Temperatursensivität des Gens wurde allerdings schon 1930 wissenschaftlich bewiesen.

Charakter und Eigenschaften
Wie alle Katzen des orientalischen Typs ist die Siamkatze sehr lebhaft und unglaublich anhänglich. Sie möchte ständig Körperkontakt haben, liebt es, ausgiebig zu schmusen, und sie schätzt es sogar, wie ein Hund geklopft zu werden. In vielen Dingen ist sie einem Hund ähnlicher als einer Katze. Nicht nur ihre sprichwörtliche Leinenführigkeit gehört dazu, sie ist auch praktisch immer gut gelaunt und um die Aufmerksamkeit ihres Menschen bemüht, manchmal bis zur Euphorie. Verschlossene und bedrückte Menschen kann dies aufmuntern, sie können sich aber auch durch soviel Lebensfreude und Aufdringlichkeit belästigt fühlen. Dann ist die Siamkatze nicht das richtige Haustier.
Das typische Wesen der Siamkatze zeigt sich am ausgeprägtesten, wenn die Mädels rollig und die Kater auf Freiersfüßen unterwegs sind. Dann sind sie noch gesprächiger als sonst, auch wesentlich lauter, sie rufen und “bellen” nach einem kätzischen Liebespartner. Sie beehren manchmal auch ihre Bezugspersonen mit dieser verstärkten Aufmerksamkeit. Nicht umsonst sagt man in England: “She is calling.”
Siamkatzen sind direkt in ihren Wünschen und Abneigungen und wie Hunde leicht zu durchschauen, weil sie ihre Gefühle niemals verbergen können. Sie sind hochintelligent und kommunikativ, schonungslos extrovertiert mit einem Hang zur Naivität, erfinderisch und von endloser Geduld im Spiel, sofern sich ihr Mensch nicht mit etwas anderem beschäftigt - Siamkatzen eben!
Zur Besonderheit ihres Wesen kommt das außergewöhnliche Aussehen der Siamkatze. Als Jungtiere ganz weiß geboren, entwickelt sich ihre endgültige Färbung langsam bis zum dritten Lebensjahr. In warmer Umgebung bleiben Siamkatzen heller, nach Verletzungen wächst das Haar zuerst dunkel nach und gleicht sich dann wieder an. Der Farbkontrast zwischen dem hellen Körperfell und den dunkleren Points bleibt mehr oder weniger stark das ganze Leben erhalten.
Auch das Verhalten mehrerer Siamesen untereinander, die in einem Haushalt leben, ist etwas Besonderes. Nur orientalische Katzen zeigen ein so eng verwobenes Verhältnis der Gruppenmitglieder zueinander. Ähnlich wie beim Löwenrudel gehören gegenseitige Körperpflege, Fangspiele und Balgereien, gemeinsame Jagd, vor allem aber enges Aneinanderkuscheln zum täglichen Programm. Das friedlichste Bild in der Wohnung ist eine schlafende Gruppe von Siamesen und Orientalen: ein einziges großes Fell mit vielen Köpfen und Pfoten.

Ebenso die blauen Augen, die jedem Blick standhalten und unwiderstehlich alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen können, gepaart mit der Eleganz ihrer schlanken Figur, ihrem lebhaften Wesen und ihrem feinen, seidigen Fell.

Text entnommen aus “Siam & Co. Orientalische Katzen” mit freundlicher Genehmigung des Ulmer Verlags © 1999 Stuttgart (Hohenheim)
Dieses Siam - Portrait wurde geschrieben von Eva-Maria Götz und Gesine Wolf
Das Siam-Portrait ist nur ein Ausschnitt aus dem Buch. Außer den Rassebeschreibungen gibt es viele Tips über: Kauf, Haltung, Ernährung, Zucht, Genetik u.v.m.
Ein gut geschriebenes, leicht verständliches Buch rund um Orientalische Katzen:
Ich finde, dass es sich lohnt, dieses Buch zu erwerben.
 

buch_siam&co.

Siam & Co erschienen im
Ulmer Verlag ( ISBN 3-8001-7441-3)

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